Wann Familienstellen hilft

Manche Probleme, die wir im Leben haben, begleiten uns, obwohl wir alles tun, um sie zu lösen. Man hat eine bestimmte Rolle in der Familie, erlebt in der Partnerschaft immer wieder die gleichen Konflikte oder stösst im Beruf auf Widerstände und Hürden, die man sich nicht erklären kann. Und es gelingt einem nicht, das eigene Leben so zu leben, wie man es sich wünscht und wie es einem entsprechen würde.

Dann kann es sein, dass hier unbewusste Familienbindungen wirken, wir nennen sie Verstrickungen.

Mögliche Symptome einer Verstrickung sind zum Beispiel:

  • Das Gefühl, nicht am richtigen Platz zu sein und nicht sein eigenes Leben zu leben
  • Immer wieder in alte Verhaltensmuster verfallen
  • In Beziehungen immer wieder scheitern
  • Burnout und Erschöpfungszustände
  • Krankheiten, die nicht heilen oder sich wiederholen
  • Schwierigkeiten in der Schule oder am Arbeitsplatz, Mobbing
  • Destruktive Verhaltensmuster und Suchtthemen
  • Fortsetzung von Familiendramen (Trennungen, Krankheiten, vermehrte Fehlgeburten, frühe Tode, Suizid)
  • Misserfolg im Beruf

Mit dem Familienstellen können solche unbewusst wirkenden Bindungen erkannt und gelöst werden. Die unbewusste, aber letztlich einschränkend wirkende Treue zum Familiensystem kann umgewandelt werden in eine Zugehörigkeit, die selbstbestimmt und frei bleibt.

Beispiele für unbewusst wirkende Bindungen

Das wichtigste Prinzip, was in Familien wirkt, ist das Prinzip der Zugehörigkeit. Das bedeutet, dass alle Mitglieder einer Familie einen (symbolischen) Platz haben, also anerkannt und gewürdigt sind. Wird jemand aus moralischen oder sonstigen Gründen, innerlich oder tatsächlich abgelehnt oder ausgestossen oder werden emotional dramatische Ereignisse tot geschwiegen, hat das eine Wirkung auf die Familie.

Konkret gibt es folgende, vereinfachte Beispiele aus der Praxis:

  • über ein abgetriebenes Kind wird aus Scham und Schmerz nicht gesprochen – ein nachfolgendes Geschwister hat Mühe, sich im Leben erwünscht und auf dem richtigen Platz zu fühlen
  • eine geschiedene Frau spricht zum gemeinsamen Kind schlecht über den Vater des Kindes – das Kind verhält sich solidarisch mit dem Vater und übernimmt dessen Verhalten, weil dieser von der Mutter innerlich abgelehnt wird
  • der Grossvater verlor seine grosse Liebe durch einen Unfall, aus Schmerz wurde darüber nicht gesprochen – der Enkel verlässt immer wieder die Frauen und lässt sich nicht auf Bindungen ein
  • die Grossmutter arbeitete ihr Leben lang hart auf einem Bauernhof, mit dazu 10 Kindern blieben ihre Bedürfnisse auf der Strecke. Das war damals normal, man sprach nicht drüber – aus unbewusster Solidarität arbeitet die Tochter bis weit über ihre Grenzen und ist immer wieder nahe am Burnout
  • ein psychisch kranker Onkel wurde in der Anstalt „versorgt“ und es wurde nicht mehr darüber geredet – ein Neffe eckt überall an, zeigt Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen

Wie läuft eine Aufstellung in der Gruppe ab?

Im Vorgespräch mit dem Aufstellungsleiter schildert der Klient seine Situation und seinen Veränderungswunsch. Der Aufstellungsleiter erfragt soweit erforderlich den Lebenshintergrund und die Familiengeschichte und schlägt daraufhin die Personen vor, die aufzustellen sind. Möglich ist auch die Aufstellung von nicht personalen Elementen wie z.B. Krankheiten und Symptome, Berufen, inneren Anteilen, Ländern, usw. Der Aufstellende sucht nun aus der Gruppe der anwesenden Personen für ihn passende Stellvertreter für die einzelnen Positionen aus und stellt sie im Raum auf.

Das aufgestellte Bild liefert den ersten Anhaltspunkt für die hinter dem allgemein sichtbaren Problem liegende tiefere systemische Ursache (zu wem habe ich eine unbewusste Bindung).

Weitere Informationen ergeben sich aus der Wahrnehmung der aufgestellten Stellvertreter und des Aufstellungsleiters.

Mit Hilfe dieser Informationen kann der Aufstellungsleiter erkennen, wo ungünstige systemische Bindungen bestehen und Impulse für eine Lösung geben. Dies tut er, indem er eine Veränderung der Positionen vornimmt und bestimmte systemisch lösende Sätze vorschlägt. Manchmal haben auch die Stellvertreter selbst Bewegungsimpulse, die in die Richtung der Lösung führen, die vom Aufstellungsleiter dann begleitet wird.

Die Aufstellung endet mit dem Schlussbild. Das heisst, der Prozess ist so weit voran geschritten, wie es möglich war. Manchmal sind zu einem Thema die ersten Schritte getan, manchmal ist das Thema gelöst.

Nach der Aufstellung ist es günstig, das Schlussbild und alles, was passiert ist, erst einmal wirken zu lassen. Zu einem späteren Zeitpunkt kann es angezeigt sein, konkrete Schritte zur Umsetzung und Integration des Ergebnisses in den Alltag in einer Coachingsitzung zu besprechen.

Wie kann ich mich vorbereiten?

Hilfreich ist es, sich im Vorfeld ausführlich mit dem eigenen Anliegen zu beschäftigen. Das bedeutet, sich nicht nur damit zu beschäftigen, was unbedingt sein oder nicht mehr sein sollte, sondern sich auch zu fragen:

  • Was wäre ganz konkret anders in meinem Leben?
  • Wie würde es sich anfühlen?
  • Woran würde ich merken, dass es anders ist?
  • Woran würden die Menschen um mich herum es merken?
  • Für was in meinem Leben gäbe es mehr oder weniger Platz?
  • Was würde mir an der gewünschten Veränderung am meisten Freude machen?

Interessant ist auch die Frage nach den Werten, mit denen man aufgewachsen ist und die einen geprägt haben:

  • Wurde über Konflikte gesprochen? Wie wurden sie geklärt?
  • Wurden die Bedürfnisse aller Familienmitglieder bei Entscheidungen berücksichtigt?
  • Welche ausgesprochenen oder unausgesprochenen Regeln galten?
  • Welche Werte waren in der Familie wichtig?
  • Was war tabu und worüber wurde nicht geredet?

Unterstützend ist ausserdem die Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte:

  • Welche schweren Schicksale gibt es in der Familie?
  • Wurde jemand aus der Familie ausgestossen? Schwarze Schafe?
  • Gibt es Abtreibungen, Aborte, Totgeburten? Herrscht darüber

Stillschweigen oder Offenheit?

  • Gab es Liebesbeziehungen, die nicht sein durften?
  • Wo sind evtl. wiederkehrende schwierige Ereignisse (Unfälle, Krankheiten, Konkurse)
  • Sind vererbte Charaktermerkmale oder Verhaltensmuster sichtbar?
  • Gibt es spezielle Familienregeln, Vereinbarungen (offen, verdeckt oder unausgesprochen)?
  • Gibt es Geheimnisse?
  • Wurde über bestimmte Familienmitglieder schlecht gesprochen?
  • Gab es Familienkrisen, wie wurde damit umgegangen?
  • Kam Gewaltanwendung oder Missbrauch vor?

Empfehlung: Unterstützend und hilfreich kann es auch sein, vor der eigentlichen Aufstellung ein Einzelgespräch mit André oder Anke zu vereinbaren, um komplexe Problemstellungen, Familiengeschichten und Bedürfnislagen in aller Ruhe zu „sortieren“, so dass Anliegen und Thema gut geklärt sind.

Dieses Vorgehen empfiehlt sich auch bei besonders sensiblen Themen und traumatischen Ereignissen.

Hier sind unsere Kontaktdetails.

Das Phänomen der Stellvertreterwahrnehmung

Das morphogenetische Feld und die Stellvertreterwahrnehmung

Das Phänomen der Stellvertreterwahrnehmung fasziniert bis heute und stellt den grössten Nutzen und Segen der Aufstellungsarbeit dar. Es geht dabei darum, dass die für die eigenen Familienmitglieder aufgestellten Stellvertreter eine Wahrnehmung über den Zustand der Personen haben, die sie repräsentieren. Die Erklärungen zur Funktionsweise reichen dabei über physikalische Theorien bis zu spirituellen Erklärungsmodellen. Rupert Sheldrake spricht vom morphogenetischen Feld, einem wissenden Feld, in dem energetische Informationen gespeichert sind und auf die wir zugreifen können.

Noch mehr wissen….

Ausbildung

Mehr über systemische Zusammenhänge vermitteln wir in unserer jährlich startenden Ausbildung „Transformations-Coach und Systemischer Berater“, in der wir systemische Grundlagen theoretisch, praktisch und mit vielen Beispielen vermitteln. Ebenso bieten wir vertiefende Kurse und Weiterbildungen an. Für weitere Infos lesen Sie hier

 

Literaturempfehlung

Für den Sofort-Bedarf können wir Ihnen folgende weiter führende Bücher empfehlen:

„Ohne Wurzeln keine Flügel“, Bertold Ulsamer
Ideales Buch für Einsteiger, leicht zu lesen

„Was die Seele krank macht und was sie heilt“, Thomas Schäfer
Sehr verständlich wird die Arbeit Bert Hellingers beschrieben

„Spielregeln für Paare, Bertold Ulsamer
Einsichten in die Partnerschaftsdynamik mit dem Familienstellen nach Bert Hellinger

„Zweierlei Glück“, Bert Hellinger
Enthält sehr viel Grundlagenwissen, gibt es auch broschiert

„Ein langer Weg“, Bert Hellinger/Gabriele ten Hövel
Hellinger im Gespräch, schön zum Lesen, spannende Fragen

„Die Hellinger-Kontroverse“, Wilfried Nelles
Untersucht Fakten und Hintergründe zur Kritik an Bert Hellinger

„Wichtigste Irrtümer zum Familienstellen“, Bertold Ulsamer

„Wenn der Körper Signale gibt“, Thomas Schäfer
Symptome und Krankheiten als Hilferuf der Seele